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Kimono-Pflege Teil 1: Was muss man beachten?

Im Allgemeinen trägt man in Japan einen Kimono sehr umsichtig – man verhält sich so, dass das gute Stück nicht verschmutzt. Vor dem Tragen wäscht man sich, man macht keine hektischen Bewegungen, damit die Ärmel nicht hängen bleiben, man achtet darauf, wie und wohin sich setzt. Trotzdem kann einmal ein Missgeschick passieren. Was dann?

Was Sie über Kimono-Pflege wissen sollten

Es ist wohl auszuschließen, dass sich hierzulande eine auf Kimono-Pflege spezialisierte Reinigung findet. Wenn Ihr Kimono trotz umsichtigen Tragens also tatsächlich einmal Flecken hat, müssen Sie selbst zur Tat schreiten. Allerdings gibt es einige grundlegende Dinge zu beachten, von denen ich hier die wichtigsten vorstelle.

Ab in die Reinigung? In die Waschmaschine?

Die Waschmaschine sollten Sie in Bezug auf die Kimono-Pflege eher vergessen, denn die meisten Kimono sind nicht waschmaschinentauglich! Auch die Reinigungen hierzulande dürften aufgrund mangelnder Erfahrung mit der Kimono-Pflege kaum für die Säuberung eines Kimono qualifiziert sein.
Früher war es üblich, einen Kimono ganz oder teilweise zu zerlegen, um ihn zu reinigen. Es gibt in Japan auch heute noch Betriebe, die auf die Zerlegung und fachmännische Reinigung von hochwertigen Kimono spezialisiert sind. Außerhalb Japans wird man solche Adressen wohl nicht finden, daher sind andere Methoden zur Säuberung des guten Stücks angebracht.

Bevor Sie anfangen

Bevor man sich an die Reinigung des Kimono macht, sollte man wissen, aus welchem Material der Kimono besteht (Seide, Wolle, Leinen, Baumwolle, Synthetik) und wie der Kimono überhaupt hergestellt bzw. bearbeitet wurde. Man kann einen gewebten Wollkimono nicht genauso behandeln wie einen handbemalten Seidenkimono mit Stickereien. Auch die verschiedenen Seidenarten sollte man nicht über einen Kamm scheren.

Zuerst die Reaktion auf Wasser testen

Die Basis für die angemessene Kimono-Pflege ist eine gute Portion Geduld. Lassen Sie sich also nicht entmutigen. Am besten, Sie testen erst einmal an unauffälliger Stelle, wie der Kimono auf den Kontakt mit lauwarmem Wasser reagiert. Dazu ist der rechte untere Überlappungsbereich, der beim Tragen verdeckt ist, gut geeignet.
Nehmen Sie einen Zipfel des Kimono, tauchen ihn in das Wasser und warten Sie etwa 10-15 Minuten. Danach hängen Sie den Kimono auf, ohne die Teststelle auszuwringen (Sie können auch mit einem weißen, fusselfreien Tuch vorsichtig das Wasser heraustupfen). Beobachten Sie, ob Farbe verlorengeht oder verschwimmt und ob sich die Konsistenz des Gewebes ändert.
Wenn dieser Test ohne unerwünschte Veränderungen verlaufen ist, dann können Sie eine größerformatige Wäsche wagen.

Vorgeschlagene Vorgehensweise (ohne Gewähr*):

  1. Abtupfen:
    Als „erste Hilfe“ gegen Flecken wird stellenweises Tupfen empfohlen, so lange die Verunreinigung noch frisch ist.
    Versuchen Sie, die Verunreinigung in noch frischem Zustand mit einem leicht angefeuchteten, fusselfreien Tuch abzutupfen. NICHT reiben, sonst sieht man dort später eine glänzende, stumpfe oder hellere Stelle, je nach Gewebe.
  2. Waschen:
    Der Fleck ist immer noch da? Dann versuchen Sie, den Kimono so bald wie möglich vorsichtig von Hand in lauwarmem Wasser zu reinigen. Dies ist bei vielen Kimono durchaus möglich, vor allem bei Woll- Synthetik- oder Baumwollkimono.
  • Lassen Sie in die sehr saubere Badewanne oder eine große Waschwanne handwarmes Wasser einlaufen.
  • Mischen Sie dabei entweder gar kein oder nur einen kleinen Schuss mildes Feinwaschmittel zu – gut auflösen!
  • Anschließend legen Sie den Kimono in das Wasser und lassen ihn etwa 10-15 Minuten einweichen. Die meisten antiken Kimono setzen jetzt einen starken „Duft“ frei (Lüften empfohlen).
  • Dann schwenken Sie den Kimono ein wenig in der Wanne hin und her und spülen ihn mit reichlich fließendem Wasser aus. Falls das Wasser Farbe angenommen hat, spülen Sie so lange aus, bis das Wasser wieder klar ist.
  • Nehmen Sie jetzt den Kimono aus der Wanne und hängen ihn tropfnass über der Wanne oder an einem ähnlich wasserunempfindlichen Ort auf. Sie können den Kimono z.B. auf einen überlackierten Besenstiel oder etwas Ähnliches hängen, dann gibt es die wenigsten Falten.
  • Bitte auch beim Trocknen NICHT direktem Sonnenlicht aussetzen, das könnte die Farbe ausbleichen. Dies gilt aber auch für die Aufbewahrung im Allgemeinen.

Über die Aufbewahrung von Kimono informiert der Artikel „Kimono-Lagerung: Wie bewahrt man einen Kimono richtig auf?

Das Alter und die Verarbeitung

Darüberhinaus spielt das Alter des Kimono eine große Rolle, denn viele Gewebearten werden mit zunehmendem Alter immer empfindlicher und spröder. Dort, wo das Gewebe von Hand bemalt wurde oder wo Garn mit Urushilack oder Silber- / Goldfolie verwendet wurde, ist besondere Vorsicht geboten. Aber auch bei neuen Seidenstoffen kann es passieren, dass sich die Seide zusammenzieht oder nach dem Trocknen fest wird.
Kurz gesagt, es gibt immer ein Restrisiko bei der Handwäsche eines Kimono.

Indigo neigt zum Abfärben

Mit Indigo oder anderen pflanzlichen Farbstoffen gefärbte Textilien (z.B. Yukata in Blautönen) färben üblicherweise stark ab! Hier kann die Farbe auf ungefärbte Teile des Gewebes oder auf mitgewaschene Kleidungsstücke übergehen. Ganz wichtig ist hier, dass Sie mit reichlich fließendem Wasser waschen bzw. ausspülen, damit die ausblutende Farbe keine Chance hat, sich im Gewebe an unerwünschter Stelle festzusetzen! Spülen Sie so lange aus, bis das Wasser wieder klar ist, um das Risiko des Abfärbens auf ein Minimum zu reduzieren. Auch darf die Wassertemperatur nicht zu hoch sein – lauwarm reicht aus.

Nicht auswringen!

Auf keinen Fall darf der Kimono nach der Wäsche ausgewrungen oder in der Maschine geschleudert werden, das wäre für das Gewebe und auch für die Nähte schädlich! Zum Trocknen hängt man den Kimono am besten nass auf eine gerade, wasserabweisende Stange, die man durch die Ärmel schiebt (z.B. einen lackierten Besenstiel).

Nicht in den Trockner!

Zur richtigen Kimono-Pflege gehört unbedingt auch, dass Sie Ihren Kimono auf keinen Fall in den Trockner legen, auch wenn die Zeitersparnis noch so verlockend ist. Gönnen Sie dem guten Stück die natürliche Trocknung an der Luft, der Kimono wird es Ihnen danken, indem er seine Form behält!

* Bitte beachten: Die hier beschriebenen Reinigungsmethoden sind keine Garantie dafür, dass die Verunreinigungen anschließend verschwunden sein werden. In vielen Fällen hat die genannte Vorgehensweise Erfolg gezeigt, in einigen jedoch leider nicht. Bei antiken Kimono ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um Patinaflecken handeln könnte. Vielleicht ist das Gewebe aufgrund seines Alters schon spröde. Dann bleibt oft nur die Kapitulation…